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«Die langfristige Wirkung ist wichtig – auch für das Geschäft!»

Januar 20185 min readKlimafinanzierungGreen Lending, Energy, Blended Finance

Bei einer Swiss Sustainable Finance Konferenz in Zürich tauschten sich am 16. Januar 240 Teilnehmer aus zwölf Ländern über ihre Ansichten zu innovativen Partnerschaften im Bereich Development Investments aus. An der Podiumsdiskussion nahm auch Claudia Arce, Direktorin Südasien bei der deutschen Entwicklungsbank KfW, teil. Sie berichtete über ihre Erfahrungen mit öffentlich-privaten Partnerschaften.

Bei einer Podiumsdiskussion sprachen Sie heute über das Thema öffentlich-private Partnerschaften: Was waren Ihre drei wichtigsten Punkte?

Erstens: Man braucht einen Dolmetscher, weil öffentliche und private Investoren häufig nicht die gleiche Sprache sprechen. Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen können helfen, diese Kommunikationslücke zu schliessen.  Zweitens: Man muss die Risiken abwägen. Beide Seiten haben ein sehr unterschiedliches Risikoverständnis. Eine gute Risikoabwägung ist unverzichtbar, damit beide Seiten voll hinter den Finanzierungsinstrumenten stehen.  Drittens: Man braucht die uneingeschränkte Verpflichtung beider Seiten zu einer langfristigen Partnerschaft. Im privaten Sektor ist das eine etwas grössere Herausforderung, da hier tendenziell mehr auf die Liquidität und Investitionsrendite als auf die langfristige Wirkung geschaut wird.  

«Man braucht einen Dolmetscher, weil öffentliche und private Investoren häufig nicht die gleiche Sprache sprechen.»

Claudia Arce, Direktorin Südasien bei der KfW

Wie überzeugen Sie private Investoren davon, dass sie von Impact-Investments profitieren können?

Man muss ihnen deutlich machen, dass die langfristige Wirkung für ihre Geschäftsmodelle von Bedeutung ist und dass ihr Unternehmen davon profitieren kann. Häufig verstehen diese Investoren die Märkte nicht und dürfen aufgrund komplexer regulatorischer Vorgaben nicht einmal in Anlagethemen mit höherem Risiko investieren. Öffentliche Investoren wie Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen können massgeblich dazu beitragen, die Risiken von Investitionen in aufstrebende und noch sehr junge Märkte zu erklären und zu bewerten.

Sie argumentieren, der Wissensstand im privaten Sektor müsse verbessert werden – sehen Sie Fortschritte in diesem Bereich?

Auf jeden Fall. Die Einstellungen haben sich in den letzten Jahren ganz klar verändert. Noch vor fünf oder zehn Jahren investierten grosse private Investoren praktisch nur für Marketingzwecke oder zur Erfüllung ihrer CSR-Ziele in derartige Impact-Investments. Das ändert sich. Der Klimawandel ist ein gutes Beispiel. Viele Unternehmen haben verstanden, dass der Klimawandel Folgen für ihr Geschäftsmodell hat. Investitionen in derartige Instrumente helfen ihnen, die potenziellen Risiken für ihr Kerngeschäft besser zu verstehen. Wir beobachten derzeit einen Paradigmenwechsel. Heute sind Impact-Investments für viele private Anleger ein Thema – nicht aus Marketingerwägungen, sondern aus einer geschäftlichen Motivation heraus. Diese Einstellungsänderung ermöglicht langfristige Partnerschaften mit privaten Investoren.

«Die Einstellungen im privaten Sektor haben sich in den letzten Jahren ganz klar verändert.»

Claudia Arce

Sie sind Vorsitzende eines grossen, als öffentlich-private Partnerschaft organisierten Klimafonds. Wie sieht die Risikoaufteilung zwischen den öffentlichen und privaten Investoren in diesem Fall aus?

Bei diesem speziellen Modell wird das Risiko komplett von der (öffentlichen) Anteilsklasse C getragen. Allerdings richtet ein Investor, ASN Bank, seine internen Strukturen komplett auf den Klimawandel und Klimarisiken aus. Dadurch passt dieses Investment sehr gut zum Profil der Bank. Ausserdem war die Bank bereit, ihre Renditeerwartungen etwas zurückzuschrauben, weil sie den Eindruck hat, im Gegenzug dafür eine gute und langfristige Anlage zu bekommen. Es gibt aber auch immer noch Investoren, die ausschliesslich auf finanzielle Indikatoren achten.

Wie lange dauert es, bis eine öffentlich-private Partnerschaft nachhaltig erfolgreich wirtschaftet und die öffentliche Beteiligung damit potenziell überflüssig wird?

Meiner Erfahrung nach dauert es länger als man gemeinhin annimmt, bis der Markt ausreichend Vertrauen gefasst hat und es eine ausreichend lange Kredithistorie gibt, um private Anlagen anzuziehen. Ich würde sagen, dass es – je nach Markt, Region und Art der Investition – fünf bis acht Jahre dauert, bis genug Vertrauen am Markt vorhanden ist, um privates Kapital einzusammeln.

«Meiner Erfahrung nach dauert es lange, bis ausreichend Vertrauen am Markt ist, um privates Kapital einzusammeln.»

Claudia Arce

Also geht es im Grunde genommen darum, einen Anlagemarkt für diese Art von Investments zu schaffen. Plant KfW, diesen Ansatz künftig noch weiter auszubauen?

Unsere Rolle besteht darin, überall dort zu investieren, wo der private Sektor nicht funktioniert. Für uns ist es immer schwierig, den richtigen Zeitpunkt für unseren Rückzug aus dem Markt zu bestimmen, also zu sagen, wann der Markt ausreichend an Reife gewonnen hat. Was wir gelernt haben, ist aber, dass wir unseren Rückzug von Anfang an planen sollten. Ausserdem sollten wir das Subventionselement der First-Loss-Anteilsklasse flexibel halten und nicht über den gesamten Zeitraum festschreiben. Dadurch können wir die Subventionen in Abhängigkeit von der Entwicklung der Märkte anpassen.

Der Klimafonds, dem Sie vorsitzen, hat inzwischen einen Nettoinventarwert von knapp 500 Millionen US-Dollar erreicht. Warum ist das ein Meilenstein?

USD 500 Millionen ist ein Wert, den Investoren ernstnehmen. Man braucht ein angemessenes Volumen, wenn man das Vertrauen der Investoren gewinnen und Massstäbe setzen will. Der Fonds hat sich zu einer Trademark am Markt entwickelt. Die wichtigste künftige Priorität für die KfW lautet, grosse Fonds aufzubauen und eventuell sogar für unterschiedliche Anlagen zu öffnen, anstatt zu viele sehr kleine Fonds zu lancieren.

Wie sehen die Zukunftspläne für den Klimafonds aus?

Ganz einfach: Wichtigstes Ziel des Fonds ist die Vermeidung von Treibhausgasen. Daher muss der Fonds weiter wachsen, die Qualität und Flexibilität weiter verbessern und ein gutes Gleichgewicht von Investitionen und Finanzierungsaktivitäten sicherstellen. Um das zu erreichen und die Reichweite des Fonds zu erhöhen, fangen wir jetzt an, neue Anlageformen einzubringen. Beispielsweise erhöhen wir den Anteil der Direktinvestitionen im Portfolio.

«Ganz einfach: Ziel des Fonds ist die Vermeidung von Treibhausgasen. Dafür muss der Fonds weiter wachsen.»

Claudia Arce