Diese "Big Picture Players" jetzt und mit langfristiger Optik handeln
3 Gründe, warum Pensionskassen ins Impact Investing drängen
Pensionsfonds gelten nicht als die typischen Impact-Investoren , aber es lässt sich beobachten, dass sie mehr und mehr Kapital für Impact-Investitionen bereitstellen. Es ist richtig, dass diese "Big Picture Players" jetzt und mit langfristiger Optik handeln.
Der Trend ist eindeutig: Nachhaltige Investments im Allgemeinen und Impact Investments im Speziellen sind derzeit der grosse Renner. Mit einem jährlichen Wachstum der verwalteten Vermögen von 42% ist es klar, dass mehr Investoren sich für Impact Investing interessieren. Eine Investorenkategorie, die auf den Plan getreten ist, sind Pensionskassen. Das zeigen die jüngsten Investitionen der schwedischen Pensionsfonds Alecta und AFA in eine Sozialanleihe (Social Bond) mit einem Volumen von USD 177 Mio. Oder die Pensionskasse der Schweizerischen Post, die ihr von responsAbility verwaltetes Mikrofinanz-Mandat auf USD 350 Mio. im Jahr 2019 erhöht hat.
Was motiviert immer mehr Pensionskassen, in Impact zu investieren? Angesichts der treuhänderischen Sorgfaltspflicht (Fiduciary duty), das Kapital ihrer Destinatäre zu vermehren und zu schützen, könnte man glauben, dass sie weniger bereit oder in der Lage sind, solche Investitionen zu tätigen, als es eine Stiftung oder ein Family Office wäre. Aber ganz im Gegenteil: viele Pensionsfonds sehen eine sehr gute Vereinbarkeit zwischen den Prinzipien des Impact Investing und ihrer treuhänderischen Sorgfaltspflicht. Ein Pensionsfonds verwaltet Kapital langfristig, mit dem Ziel, das Vermögen zu schützen und eine Rendite für einen Bezüger zu erwirtschaften, der erst in 30 oder 40 Jahren in Pension gehen und erst dann seine Rente anzapfen will. Impact-Investoren sind auch "Big Picture Players", die Möglichkeiten sehen, die grossen globalen Probleme zu adressieren, die nur mit jahrzehntelangem Engagement angehen lassen. Beispiele dafür sind die nachhaltige Nahrungsmittelproduktion oder der Klimawandel. Langfristig orientierte Investoren, wie Pensionskassen, sind daher die perfekten Partner für diese Big-Picture-Investitionen, und dies sind die drei wichtigsten Gründe dafür:
1. Risikominimierung: Globale Herausforderungen betreffen auch uns, nicht nur Andere
Covid-19 ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass lokale Probleme schnell global werden können. Andere Beispiele sind Flüchtlinge, die vor dem Krieg fliehen, und lokale Emissionen, die zum globalen Klimawandel beitragen. Das bedeutet, dass Investoren in den Industrieländern davon profitieren, wenn sie solche Probleme angehen - auch wenn sie sich noch nicht global ausgebreitet haben. Eine Form von Vorsorge, wenn Sie so wollen, aber aus Anlegersicht und für den Planeten.
Nehmen Sie den Fall der zunehmend ausgeschöpften Kapazitäten bei der Herstellung von Nahrungsmitteln in den Schwellenländern. Wenn dieses Problem nicht angegangen wird, trägt es noch mehr zum Klimawandel bei: Die Landwirtschaft ist ein Hauptverursacher globaler Emissionen, oft aufgrund ineffizienter, unnötig ressourcenintensiver Produktion. Darüber hinaus begünstigt sie den Rückgang von Ackerland und eine stagnierende Nahrungsmittelversorgung, was zu Territorialkonflikten, Hungersnöten und anschliessenden regionaler und globaler Massenmigrationen führt. Abgesehen von unmittelbarem und unnötigem menschlichen Leid erzeugt dies auch Druck auf die öffentlichen Finanzen und das Wirtschaftswachstum weltweit, natürlich auch dort, wo unsere Pensionskassen ansässig sind.
"Jede Pensionskasse mit sehr langfristigem Horizont, die eine hohe Wertschöpfung für ihre Kunden erwirtschaften möchte, muss intensiv über Nachhaltigkeit nachdenken." Magnus Billing, CEO der schwedischen Pensionskasse Alecta
2. Ertragschance: Lösungen für die drängendsten Probleme zu finden, kann hohe Renditen bringen
Ein weiteres Argument für eine Pensionskasse, die sich auf langfristige, risikoadjustierte Erträge konzentriert, liegt darin, dass Impact Investing globale nachhaltigkeitsbezogene Herausforderungen adressiert. Diese sind nicht nur, wie oben gezeigt, risikomindernd, sondern erzeugen auch einen wirtschaftlichen Vorteil für die Investoren. Das liegt daran, dass die Herausforderungen in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung oft mit einem starken Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage verbunden sind. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die diese Lücke schliessen können, oft ein hervorragendes Geschäftsmodell haben.
Um auf das Beispiel der Nahrungsmittel zurückzukommen: in vielen Entwicklungsländern besteht die grundlegende Herausforderung bei Nahrungsmitteln darin, dass die Nachfrage aufgrund des Bevölkerungs- und Einkommenswachstums schnell wächst. Gleichzeitig ist das Angebot aufgrund begrenzter Landkapazitäten, jahrhundertelanger erschöpfender, nicht nachhaltiger Landwirtschaft, suboptimaler Produktionsmethoden und ineffizienter Lieferketten begrenzt. Unternehmen wie Suminter, die diese Herausforderungen angehen, erweisen sich als sehr interessante Investitionsmöglichkeit. Dies gilt sowohl bezüglich der Auswirkungen als auch der finanziellen Erträge. Suminter adressiert die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage, indem es den Landwirten beibringt, wie sie mit modernen, nachhaltigen (in diesem Fall biologischen) Methoden höhere Erträge bei gleichzeitig besserer Qualität produzieren können. Dies ermöglicht ein grösseres Nahrungsmittelangebot, ein höheres Einkommen für die Landwirte und eine geringere Belastung des Bodens. Suminter tut also nicht nur das Richtige, sondern auch das Kluge, indem es die ungedeckte Nachfrage nach mehr und nachhaltigeren Lebensmitteln nutzt.
3. Diversifikation: Ein paar Eier in einen anderen Korb legen
Ein drittes Charakteristikum von Impact Investing ist, dass sich viele Impact-Manager, darunter auch responsAbility, auf Sektoren und Geografien konzentrieren, die die meisten "herkömmlichen" Vermögensverwalter nicht abdecken. Dies bietet Pensionskassen mit grossen Kapitalvolumen einen Fokus auf Risikominderung und damit eine attraktive Diversifikationsmöglichkeit. Ich habe die Finanzchefin eines der Pensionskassen, die in unsere Private-Equity-Strategie für nachhaltige Lebensmittel investiert hat, gefragt, was denn die Hauptgründe für ihre Investitionsentscheidung waren. Sie antwortete mir, dass der Impact der Investments zweitrangig waren. Vielmehr hätte die Strategie ihr ein Engagement in einer Anlageklasse (Growth Privat Equity), einem Sektor (die Wertschöpfungskette von Lebensmitteln und Landwirtschaft) und einer geografischen Region (Süd- und Südostasien) ermöglicht, die ihr Gesamtportfolio auf breiter Basis diversifizierten. Bedenkt man, dass eine Pensionskasse bei einem wirtschaftlichen Abschwung in dessen Heimatmarkt sowohl mit einer Wertminderung ihrer lokalen Investitionen als auch mit geringeren Einnahmen (durch weniger Mitarbeiter, die insgesamt weniger Beiträge einzahlen) konfrontiert werden kann, so versteht man, warum Diversifikation für viele der Schlüssel ist. Eine Investition, die sowohl physisch als auch mit Blick auf deren finanziellen Charakteristiken weiter von ihren anderen Vermögenswerten entfernt ist, kann daher ein attraktives Element im Portfolio sein.
Die Abschwächung zukünftiger Risikoszenarien, Chancen in globalen Herausforderungen zu erkennen, und die Diversifizierung des Portfolios sind einige der Hauptgründe, warum immer mehr Pensionskassen in Impact investieren. Oder anders ausgedrückt - ein langfristiges Mandat zur treuhänderischen Sorgfaltsplicht bedeutet, dass Pensionskassen und Impact-Investoren gut zusammenpassen: Sie sehen beide das grosse Ganze und entscheiden sich, jetzt für eine bessere Zukunft zu handeln.
Balder Vestad
Balder Vestad ist Head of responsAbility Nordics und leitet in dieser Position die regionalen Aktivitäten zur Geschäftsentwicklung des Unternehmens. Zuvor war er Corporate-Banker bei der DNB Bank und erhielt seinen Master of Science in Economic History and Development Studies von der London School of Economics (LSE). Da er bereits in acht Ländern auf vier Kontinenten gelebt hat, verwundert es nicht: Balder Vestad liebt das Reisen.