Impact blog
Impact blog: Profitieren von starken Prinzipien
Philippe Le Houérou, CEO von IFC, und Paul Hailey, Head of Impact bei responsAbility, begrüssen sich bei der feierlichen Unterzeichnung anlässlich der Einführung der IFC Operating Principles for Impact Investment Management. Foto © Dominic Chavez/International Finance Corporation
Impact Investing ist eine innovative und dynamische Investmentindustrie, die völlig neue Themen in den Blickpunkt vieler Investoren gerückt hat. 14 Jahre nach dem von den Vereinten Nationen ausgelobten Jahr der Mikrofinanz und zwölf Jahre, nachdem der Begriff «Impact Investing» geprägt wurde, ist der Sektor über die Phase des Nischentrends mit disruptivem Potenzial hinausgewachsen. Heute ist Impact Investing eine USD 500 Milliarden schwere Branche, wie GIIN unlängst hervorhob. Um viele der Fehler des «konventionellen» Finanzwesens zu vermeiden, braucht es ein Rahmengerüst, das untersucht und definiert, was Impact Investing ist – und was nicht.
Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Weltbank-Zentrale in Washington DC unterzeichneten vor kurzem 60 Investoren mit Impact-Anlagen in Höhe von USD 350 Milliarden – darunter auch responsAbility – die IFC Operating Principles for Impact Investment Management, einen neu geschaffenen Marktstandard für Impact Investing. Die Prinzipien definieren den Begriff Impact Investing und bieten Investmentmanagern einheitliche Standards für die Untersuchung und Messung der Wirkung von Anlagen und ihre Integration in die Portfoliostrategie.
«Die Branche ist über die Phase des Nischentrends mit disruptivem Potenzial hinausgewachsen.»
Paul Hailey, Head of Impact
Ein Beweggrund für die Einführung der Prinzipien sind Sorgen über das «Impact-Washing» bei einigen neueren Akteuren der Branche. Natürlich engagieren sich viele Mainstream-Investoren mit den besten Absichten in der Impact-Industrie. Tatsächlich sind einige Grossbanken auch bereits seit langem im Impact Investing tätig. Eine wachstumsstarke Branche kann jedoch auch Akteure anlocken, die nicht gewillt sind, die Spielregeln einzuhalten – man denke nur an den Goldrausch im Wilden Westen oder Big Tech. Aktuell werden 40% des Impact-Investing-Vermögens von Investoren gehalten, die sowohl in konventionelle als auch in Impact-Anlagen investieren. Vor diesem Hintergrund fragen sich viele Investoren, ob es sich bei ihren Anlagen wirklich um Impact-Investments handelt.
Es gibt bereits mehrere Initiativen zur Förderung der Ideale des nachhaltigen Investierens (insbesondere die Prinzipien für verantwortliches Investieren oder PRI). Auch Initiativen zur Definition geeigneter Messgrössen für die Impact-Messung gibt es viele – mit jeweils eigenen Abkürzungen und Anhängern. Ein Grund für diese vielen verschiedenen Ansätze ist die erstaunliche Vielfalt der Optionen, die Investoren in diesem Bereich offenstehen. Mein eigenes Unternehmen, responsAbility, zum Beispiel investiert in Mikrofinanzinstitutionen, Fintech, landwirtschaftliche Kooperativen, Lageranbieter, Wasserkraftwerke und Hersteller von Solarlaternen, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese wiederum sind auf mehr als 90 Entwicklungs- und Schwellenländer mit häufig sehr unterschiedlichen Gegebenheiten und einer sehr unterschiedlichen Marktdynamik verteilt.
«Jede wachstumsstarke Branche kann Akteure anlocken, die nicht gewillt sind, die Spielregeln einzuhalten…daher fragen sich viele Investoren, ob es sich bei ihren Anlagen wirklich um Impact-Investments handelt.»
Paul Hailey, Head of Impact
Philosophie des Impact Investing und der konkreten Frage, welche Messgrössen verwendet werden sollten. Damit reagieren sie auf das zunehmende Interesse am wirkungsorientierten Investieren und dem Wunsch nach einem glaubwürdigen, einheitlichen Impact-Investing-Standard. Konkret möchten Investoren sicher sein, dass ihre Investmentmanager bei ihren Anlageentscheidungen wissen, was für eine Wirkung sie erwarten können («Intentionalität»). Ausserdem wollen sie sicher sein können, dass die Investmentmanager den Impact kontinuierlich überwachen (wie im Impact Report von responsAbility dargelegt). Sie wollen wissen, welche dauerhafte Wirkung der Investmentmanager auch nach dem Exit erwartet. Und sie wollen sicherstellen, dass der Impact von unabhängiger Seite verifiziert wird. All dies sind Kernkomponenten der IFC-Prinzipien und Themen, die responsAbility und andere branchenführende Anbieter seit ihrer Gründung adressieren.
Da Impact Investing auf unterschiedliche Weise positive Beiträge für die Gesellschaft, Wirtschaft oder Umwelt leisten kann, muss jedes Rahmengerüst ausreichend flexibel sein, um negative Auswirkungen zu vermeiden und positive Entwicklungen zu ermöglichen. In dieser Hinsicht sorgen die IFC-Prinzipien auch für einen stringenten Ansatz, ohne jedes Detail zu definieren. In jedem Fall werden auch sie aber kaum das letzte Wort in den Diskussionen über die Definition des Impact-Begriffs sein. Wie im konventionellen Finanzwesen sollten auch im Impact Investing gute Standards dafür sorgen, dass fundamentale, zeitlose Werte auf die sich permanent weiterentwickelnden Märkte angewandt werden.
Die IFC-Prinzipien sind jedoch ein wichtiger Fortschritt in der Definition der Arbeitsweise von Impact-Investoren. Zwölf Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise wissen wir alle noch zu gut, was passiert, wenn der Finanzsektor nicht auf einem Minimum an grundlegenden Standards und Werten besteht. Das Vertrauen in eine Branche sicherzustellen, die mehreren hundert Millionen der bedürftigsten Menschen dieser Welt zugutekommt, könnte das wertvollste Performanceziel von allen sein.
Paul Hailey
Paul Hailey ist Head of Sustainability and Impact bei responsAbility Investments und Autor verschiedener Publikationen und Artikel. Bei responsAbility war er zuvor unter anderem als Senior Research Analyst für den Finanzsektor tätig. Er hat einen MBA von der École des Hautes Études Commerciales de Paris (HEC Paris), wo er auch als Dozent tätig ist, und einen B.A. (Hons) vom Pembroke College, University of Cambridge.