Klimafinanzierung

Umdenken im Bankensektor

Januar 20205 min readKlimafinanzierungEnergy

Damit nachhaltige Finanzen dem Klima zugutekommen und zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDG) beitragen, muss die Branche aktiv Projekte mit positiver Wirkung identifizieren. Ein Gespräch mit dem Leiter der UNEP Finanzinitiative, Eric Usher

Ihre Organisation hat im September 2019 die Prinzipien für verantwortungsvolle Bankgeschäfte (Principles for Responsible Banking, PRB) verabschiedet. Warum ist das ein wichtiges Thema?

In den vergangenen Jahren hat sich mit der Verabschiedung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) und dem Pariser Klimaabkommen viel getan. Vor diesem Hintergrund haben die Banken eigene Grundsätze für ein nachhaltiges Bankensystem entwickelt, um sicherzustellen, dass auch der Bankensektor zur Realisierung dieser Ziele beiträgt. Damit können die Banken den Grundsatz der Nachhaltigkeit fest in ihren geschäftlichen Prozessen und Praktiken verankern und die Bereiche identifizieren, in denen sie am meisten bewirken können. Gleichzeitig können sie sich dadurch besser positionieren, um neue Geschäftschancen zu nutzen, die sich durch den Übergang zu einer auf nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Wirtschaft eröffnen.

Was ist neu an diesem Ansatz?

Wichtig ist, dass die Banken vorausschauend handeln. Es geht nicht nur darum, von Geschäften mit negativen Umweltauswirkungen Abstand zu nehmen. Es muss auch Aufgabe des Finanzsektors sein, positiven Impact zu finanzieren. Dafür brauchen wir neue Kapazitäten in den Unternehmen. Wir müssen bestimmen, was Impact ist, was für Praktiken mit diesen Umweltzielen im Einklang stehen und wie man konkrete Transaktionen identifiziert, die eine bestimmte Nachhaltigkeitswirkung erzielen.

Inwieweit findet hier ein Umdenken statt?

Im Fokus stehen nicht mehr die Prozesse – obwohl Prozesse natürlich wichtig sind –, sondern die angestrebte Wirkung und vor allem die Festlegung von Zielen für die Zukunft. Das macht responsAbility zu einem noch wichtigeren Partner für die Branche. Mit der zunehmenden Impact-Orientierung im Finanzsektor wird das Unternehmen seine Aktivitäten und Ansätze weiter ausbauen können.

«In der Finanzwelt macht jeder etwas. Das sind viele gute Ansätze. Aber leider reicht das nicht aus.»

Eric Usher leitet die Finanzinitiative des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, UNEP FI, eine globale Partnerschaft der UN mit mehr als 230 Banken, Versicherungsgesellschaften und Asset Managern, die gemeinsam nachhaltige Finanzlösungen und Strategien zur Förderung des verantwortlichen Investierens entwickeln. Usher gehört zu den Gründern des Green Climate Fund, hat als Redakteur am Global Trends in Renewable Energy Investment Report von Bloomberg mitgearbeitet und war Hauptautor des Finanzkapitels des IPCC Special Report on Renewable Energy Sources.

Welche Herausforderungen sind mit den Vorgaben zum Impact-Reporting verbunden?

Eine besteht darin, dass es nicht einfach ist, die Nachhaltigkeitswirkung zu identifizieren. In der Investmentindustrie arbeiten die meisten gerne mit Listen, auf denen steht, was gut und was schlecht ist, und die man dann abhaken kann. Selbst beim Thema Klimaschutz kann das einigermassen gut funktionieren. Aber wenn es um den Beitrag zu den SDG geht, reichen solche Listen nicht. Dann braucht man ein Team und die nötigen Researchressourcen, um wirkungsvolle Transaktionen zu identifizieren – und die Fähigkeit, Impact zu erkennen, wenn man ihn sieht.

Wie lassen sich diese Investitionen skalieren?

Fast jeder scheint sich in diesem Bereich zu versuchen. Zum Beispiel mit grünen Anleihen oder Investitionen in erneuerbare Energien. Jeder macht etwas. Das sind viele gute Ansätze. Aber leider reicht das nicht. Wie also kommen wir dahin, dass wir nicht mehr nur etwas, sondern alles tun? Grüne Anleihen sind ein sehr gutes Instrument. Aber jetzt müssen wir uns fragen: Was ist mit dem Rest meines Anleihenportfolios? Wie kann ich diesen grüner machen? Wenn man ein Team von Spezialisten für erneuerbare Energien hat, ist das grossartig. Aber dann hat man immer noch ein sehr grosses Energieteam, das viel in konventionelle Energie investiert. Wie also kann man das Ganze auf eine breitere Basis stellen? Natürlich haben alle grossen Akteure irgendwo in ihren Portfolios Handlungsbedarf. Die Frage ist: Arbeiten sie daran oder ignorieren sie diese grossen Themen?

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Welche Rolle spielen spezialisierte Impact Asset Manager wie responsAbility?

Zum einen stellen sie Kapital für Projekte und Unternehmen bereit, die ansonsten keinen Zugang zu Finanzierung hätten. Für noch wichtiger halte ich aber ihren Beitrag zum Kapazitätsaufbau bei Unternehmen und anderen Akteuren im Finanzsektor. Diese profitieren von den Kompetenzen, die responsAbility in Transaktionen in diesen Märkten einbringt. Auch hier lautet die zentrale Frage wieder: Wie identifiziert man Impact? Das ist kein Kinderspiel. Hier handelt es sich nicht um Standardtransaktionen. Daher ist eine Kombination von Kapital, Kompetenz und Signalwirkung gefragt. Wenn man das erste und dann das zweite Mal in einem neuen Markt in eine neue Art von Unternehmen investiert, profitieren davon nicht nur der Investor oder das Unternehmen, sondern die gesamte Branche, da andere dem Beispiel folgen werden.

Welche Chancen sehen Sie, vor allem in den Schwellenländern?

Beim Klimaschutz geht es vor allem um den Auf- und Ausbau von Infrastruktur. Und wo wird dieser in den nächsten hundert Jahren stattfinden? In den Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort wird am meisten passieren und dort eröffnen sich dadurch Anlagechancen. Also wird auch das Kapital dahin fliessen. Hier sehe ich die grösste Chance. Die zweite sehe ich beim breiter gefassten Spektrum an Massnahmen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel. Alles, was wir im Alltag tun, hat Auswirkungen auf das Klima und ein Problem ist, dass die Umstellung von fossilen Technologien auf nicht-fossile Technologien finanziert werden muss. Die Kapitalkosten sind höher und die Betriebskosten gewöhnlich geringer. Daher braucht man einen Intermediär für die Finanzierung. Die Herausforderung besteht darin, dass für diese Aktivitäten – vor allem typische Aktivitäten im Haushalt wie Kochen, Heizen und Beleuchtung – in der Vergangenheit zumeist Technologien genutzt wurden, die keine Finanzierung erforderten. Daher stellt die Öffnung dieser Märkte eine viel grössere Herausforderung dar. Viele wissen nicht, dass es Finanzierungen für neuere, modernere und sauberere Technologien gibt. Hier gibt es also eine grosse Bewusstseinslücke. Die Investitionen, die responsAbility tätigt, können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese zu schliessen und die damit verbundenen Chancen zu nutzen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in Impact for Climate, dem responsAbility Impact Report 2019. Die Gesamtpublikation finden Sie hier:

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