Klimafinanzierung
Mobilisierung von Privatsektorkapital zur Skalierung von Klimaschutzmassnahmen in Asien
Ende 2023 haben wir unsere Asia Climate Strategy mit einem Volumen von 500 Millionen US-Dollar lanciert – ein Blended-Finance-Ansatz, der speziell für institutionelle Investor:innen konzipiert wurde, um Investitionen in besonders wirkungsstarke Sektoren mit hohem CO₂-Einsparungspotenzial in Schwellenländern Asiens zu katalysieren. Auch wenn Klimaschutz auf globaler Ebene unabdingbar ist, sind frühzeitige, grosse Fortschritte entscheidend – denn die langfristige Klimaveränderung wird durch die kumulative Anreicherung von Treibhausgasen verursacht.
Ein solcher grosser Fortschritt könnte in der aufstrebenden und sich entwickelnden Region Asiens erzielt werden, die derzeit über 43 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht. Angesichts der Tatsache, dass in Asien rund 60 % der Weltbevölkerung leben, mag das nicht überraschen. Im Verhältnis zum Entwicklungsstand und dem globalen wirtschaftlichen Beitrag der Region ist diese Zahl jedoch alarmierend hoch. Die asiatischen Volkswirtschaften machen lediglich rund 32–35 % der Weltwirtschaft aus – ihre Emissionen sind damit im Vergleich zu ihrer wirtschaftlichen Größe überproportional hoch. Diese Diskrepanz dürfte sich weiter vergrössern, da das aufstrebende Asien, das konstant etwa 50 % zum globalen BIP-Wachstum beiträgt, in den kommenden Jahren voraussichtlich noch schneller wachsen wird. Diese Volkswirtschaften stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung und der Handlungsdruck zur Dekarbonisierung steigt.
Beitrag der Schwellen- und Entwicklungsländer Asiens zum globalen BIP-Wachstum1

Schwellen- und Entwicklungsländer Asiens: BIP, Anteil am weltweiten Gesamtwert1

Anteil der Schwellen- und Entwicklungsländer Asiens an den globalen Treibhausgasemissionen1

Chancen für den Übergang Asiens zu Netto-Null-Emissionen
Die „Ökologisierung“ der aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens ist nicht nur eine Notwendigkeit, wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen wollen, sondern auch eine enorme Chance für die Region. Der Übergang Asiens zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft kann zusätzliche Wachstumsperspektiven eröffnen und neue wirtschaftliche Möglichkeiten schaffen, die Arbeitsplätze generieren und Investitionen in nachhaltige Industrien anziehen. Die Erreichung der Netto-Null-Emissionen bis 2050 könnte das BIP in der Region Asien-Pazifik um bis zu 6,3 % über das im Basisszenario prognostizierte Niveau2 steigern und 180 Millionen Arbeitsplätze3 schaffen, wodurch die bereits entstehende grüne Arbeitswelt weiter gestärkt würde.
Asien ist nach wie vor die Region mit dem schnellsten Wachstum beim Stromverbrauch, doch 70 % der Energie stammen immer noch aus fossilen Brennstoffen.4 Die Abkehr von dieser Abhängigkeit erfordert erhebliche Investitionen entlang der gesamten Energiewertschöpfungskette – von der Erzeugung und den Lieferketten über die Fertigung und die Umnutzung von Anlagen bis hin zur Speicherung und Innovation. Die Investitionen dürfen sich nicht nur auf die Art der Energieerzeugung konzentrieren, sondern müssen auch den Verbrauch berücksichtigen.
Anteil fossiler Brennstoffe in Asien
70%
70 % der Energie in Asien stammen nach wie vor aus fossilen Brennstoffen.
Wirtschaftliche Chance
180 Mio
Die Erreichung von Netto-Null-Emissionen bis 2050 könnte in der Asien-Pazifik-Region 180 Millionen Arbeitsplätze schaffen.
Zentrale Investitionsbereiche:
Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnung
Stärkung der Lieferketten
Erweiterung der Produktionskapazitäten für grüne Technologien
Entwicklung von Infrastruktur für Elektromobilität
Förderung von Energiespeicherlösungen
Vorantreiben von Innovationen im Bereich Energieeffizienz
Diese umfassende Transformation erfordert die Aufmerksamkeit sowohl öffentlicher als auch privater Kapitalgeber, um das Energiesystem der Zukunft zu gestalten.
Für Impact-Investor:innen bietet dieser Wandel die Chance, vom Zusammenspiel aus starkem wirtschaftlichem Wachstum und dem dringenden Bedarf an Klimaschutz zu profitieren. Indem sie ihr Kapital auf eine CO₂-arme Zukunft Asiens ausrichten, können sie eine zentrale Rolle dabei spielen, die nächste Phase der globalen Entwicklung nachhaltig mitzugestalten.

Kapitalmix zur Skalierung notwendiger Investitionen in die Energiewende
Jährliche Investitionen in saubere Energie in Schwellen- und Entwicklungsländern (EMDEs) müssen sich bis 2030 mehr als versiebenfachen – von unter 150 Milliarden USD im Jahr 2022 auf über 1 Billion USD –, um den globalen Pfad zur Klimaneutralität bis 2050 einzuhalten. Regierungen allein können die finanzielle Last dieses gewaltigen Umbruchs nicht stemmen. Um die globalen Klimaziele zu erreichen, muss mehr als die Hälfte dieses Kapitals aus dem privaten Sektor stammen – ein klarer Beleg für die zentrale Rolle privater Finanzmittel bei der Förderung nachhaltiger Entwicklung.5
Blended Finance – also die Kombination öffentlicher und privater Mittel – ist einer der wirksamsten Hebel, um privates Kapital in grossem Umfang zu mobilisieren. Es erm öglicht Investitionen in Sektoren oder Regionen, die andernfalls nur schwer ausreichend Kapital anziehen würden. Öffentliches Kapital, häufig in Form von konzessionären Finanzierungen, kann gezielt zur Minderung realer oder wahrgenommener Risiken eingesetzt werden, die mit Investitionen in saubere Energie in EMDEs verbunden sind. Diese Risikoabsicherung erleichtert privaten Investoren den Markteintritt in Projekte, die sonst als zu riskant gelten würden.
Blended-Finance-Strukturen bieten Flexibilität und lassen sich auf unterschiedliche Risikoprofile, Renditeerwartungen und strategische Ziele von Investoren abstimmen. Beispielsweise kann öffentliches Kapital eine nachrangige Tranche übernehmen, Anfangsverluste auffangen oder Garantien bieten – und so private Investitionen absichern und attraktiver machen. Dieses Modell trägt zur Skalierung sauberer Energieprojekte bei und schafft ein investitionsfreundlicheres Umfeld in EMDEs – ein wichtiger Impuls für nachhaltiges Wachstum.
Dieses Blended-Finance-Modell war entscheidend für die Entwicklung und Skalierung unserer Asia Climate Strategy. Aufbauend auf einer First-Loss-Tranche, die grösstenteils von öffentlichen Kapitalgebern getragen wird, ist es gelungen, erhebliche private Mittel in der Senior-Tranche zu mobilisieren – eine Struktur, die wir bereits erfolgreich in mehreren unserer Climate-Finance-Strategien angewendet haben.
Quellen: 1 IMF: Oct 2024, Climate Watch: June 2024 2 New Report | Getting Asia to Net Zero: Benchmarking Asia’s Climate Action | Asia Society 3 The rise of the Green Collar workforce in a just transition | (deloitte.com) 4 How to finance the energy transition in Asia | World Economic Forum 5 It’s time to make clean energy investment in emerging and developing economies a top global priority | IEA

Ewout Van der Molen
Head of Climate Finance
Ewout ist Head of Climate Finance bei responsAbility. Zuvor war er über 20 Jahre bei der niederländischen Entwicklungsbank FMO tätig, wo er als Teamleiter, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Investitionsausschusses von FMO arbeitete. Er verfügt über umfassende Erfahrung mit strukturierten Fremd- und Eigenkapitaltransaktionen für Projektfinanzierungen, Unternehmen und Finanzinstitute in Lateinamerika, Afrika, Asien und Osteuropa.